Nicaea
– Christus – Maria
Ich glaube an den Sohn Gottes, der Fleisch angenommen hat durch den Hl. Geist aus Maria der Jungfrau!
Diesem Thema soll der zweite Tag unserer Nicaea-Glaubenswoche, der zugleich Fatima-Tag, 13. Mai ist, gewidmet sein.
Ich muss dabei gleich am Anfang die Feststellung machen, dass sich das Konzil von Nicaea 325 mit dem Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes aus Maria der Jungfrau nicht ausdrŸcklich befasst hat. Mit Maria, der jungfrŠulichen GottesgebŠrerin, hat sich erst etwas mehr als ein Jahrhundert spŠter, im Jahre 431, das Konzil von Ephesus befasst. Da wurde es feierlich als Dogma verkŸndet, dass Maria wahrhaft GottesgebŠrerin ist.
Das Konzil von Nicaea aber hat dafŸr die Grundlage geschaffen, weil es 1. die wahre Gottheit des Sohnes Gottes und seine Wesensgleichheit mit Gott Vater gegen die Irrlehre des Arius verteidigt und feierlich definiert hat, und weil es 2. in Anlehnung an das VerkŸndigungsevangelium bei Lukas, Šhnlich den allerŠltesten Glaubensbekenntnissen, den Satz in sein Glaubenssymbolum aufgenommen hat, der vom Sohn Gottes aussagt, dass er ãfŸr uns Menschen und unseres Heiles wegen vom Himmel herabgestiegen ist und Fleisch angenommen hat durch den Hl. Geist aus Maria der Jungfrau und Mensch geworden istÒ.
Die fundamentale Grundlage fŸr die unsagbar hohe WŸrde Mariens als jungfrŠuliche GottesgebŠrerin hat also das Konzil von Nicaea geschaffen.
So ist es recht, wenn wir uns auch an diesem zweiten Tag der Glaubenswoche an dieses sŠkulare Ereignis vor 1650 Jahren dankbar erinnern, als sich auf dem I. …kumenischen Konzil von Mitte Mai bis Mitte August 325 in der Stadt Nikaia in Kleinasien in der Sommerresidenz des Kaisers Konstantin 318 Bischšfe versammelten, um nicht blo§ Ÿber das Datum der Feier des Osterfestes und Ÿber disziplinŠre Vorschriften fŸr den Klerus, sondern vor allem Ÿber die grundlegendste Glaubenswahrheit zu beraten und eine Entscheidung von eminenter kirchengeschichtlicher und dogmengeschichtlicher Bedeutung zu treffen.
Wer wenigstens eine blasse Ahnung von dem hat, was das Konzil von Nicaea beschlossen hat, wer auch wei§, welch gewaltigen und nachhaltigen Eindruck dieses Konzil damals schon gemacht hat, und wer um die GefŠhrlichkeit der Irrlehre wei§, die damals auf dem Konzil von Nicaea widerlegt, verworfen und verurteilt wurde, der wird den Veranstaltern dieser Glaubenswoche recht geben, wenn sie diese religišse Bildungswoche im Salzburger Dom dem JubilŠum des Konzils von Nicaea gewidmet haben und wenn nun Abend fŸr Abend in den Predigten darŸber gesprochen wird, denn das, was damals in Nicaea als fundamentalste Glaubenswahrheit des Christentums sichergestellt und feierlich definiert und im nicaenischen Glaubensbekenntnis, im Mess-Credo (das Sonntag fŸr Sonntag hier im Dom in gro§artigen Kompositionen gesungen wird) als kurzer Leitfaden des christlichen Glaubens zusammengefasst worden ist, das ist heute noch genau so wie damals verpflichtende Wahrheit fŸr jeden, der ein glŠubiger Christ und nicht nur ein armseliger Taufscheinkatholik sein will.
Dabei geht es uns in diesem Nicaea-JubilŠum aber nicht etwa blo§ rŸckschauend-retrospektiv nur um historische Reminiszenzen, sondern um eine sehr aktuelle Angelegenheit. Denn wie damals der alexandrinische Priester Arius, der Pfarrer des Seehafenviertels Baukalis in Alexandrien in €gypten, die fundamentalste Wahrheit des Christentums, nŠmlich die wahre Gottheit Jesu Christi in Frage gestellt und dann offen geleugnet hat, so tun es heute leider wieder modernistische prot. U. kath. Theologen, die die Wahrheit von der Gottheit Jesu Christi und seine Wesensgleichheit mit Gott Vater uminterpretieren und aus Jesus Christus einen blo§en Menschen machen, der irrtŸmlich – freilich schon sehr frŸh, wie zugegeben wird – divinisiert, d.h. vergšttlicht worden sei.
Wer mir entgegenhŠlt, dass eine solche Ansicht kaum irgendwo im katholischen Raum anzutreffen sei, dem kann ich klar belegte Beispiele vorlegen und sehr konkrete, bekannte Namen nennen... Es wŠren Namen von kleinen und gro§en Theologen, auf die das Wort des heiligen Papstes Gregors des Gro§en zutrifft, der gesagt hat: ãSunt nonnulli, qui hunc (Jesum Christum) regem existimant, sed Deum negantÒ, zu Deutsch: Es gibt gar manche, die diesen (Jesus Christus) als Kšnig gelten lassen –wir kšnnten modern sagen: es gibt gar manche, die diesen (Jesus Christus) als Superstar, als einzigartigen, einmaligen Menschen und als Sozialethiker und SozialrevolutionŠr gelten lassen – aber seine Gottheit leugnen.
Heute geschieht das, ohne dass das Kirchliche Lehramt klar und energisch gegen solche Irrlehrer auf Kanzeln und Kathedern einschreitet...
Damals, auf dem Konzil von Nicaea, haben die KonzilsvŠter noch gewagt, den Irrlehrer Arius zu exkommunizieren, samt seinem Anhang aus der Kirche auszuschlie§en, weil diese Bischšfe damals – ohne gro§artige intellektuelle theologische Bildung dennoch unwillkŸrlich aus dem rechten Glaubenssinn heraus und auf Grund ihres gro§en Verantwortungsbewusstseins als HŸter des wahren Glaubens fŸr die ganze Kirche unwillkŸrlich gespŸrt haben, wie gefŠhrlich und ansteckend wie eine Seuche die Irrlehre des Arius war, mit der er die Gottheit Jesu Christi, seine Wesensgleichheit mit Gott Vater, sowie seine PrŠexistenz und Ewigkeit leugnete und den Sohn Gottes, die zweite gšttliche Person im Geheimnis der Hl. Dreifaltigkeit, zu einem blo§en Geschšpf Gottes degradierte.
Waren damals etwa Papst und Bischšfe tapferer, mutiger, wachsamer als der Papst und die Bischšfe von heute? Mit einem Ja auf diese Frage wŸrden wir allzu schnell ein ungerechtes Vorurteil fŠllen, weil wir dabei Ÿbersehen wŸrden, dass Papst Paul VI. dort, wo es um fundamentale Glaubenswahrheiten geht, immer eine sehr klare, offene Sprache fŸhrt. Denken wir nur an sein ãCredo des GottesvolkesÒ, denken wir an so manche Audienzansprachen und Apostolische Schreiben, so etwa an das vom 8. Dez. 1970, wo der Papst schmerzlich beklagt, dass heute ãviele GlŠubige durch eine FŸlle von Zweideutigkeiten, Unsicherheiten und Zweifeln in wesentlichen Wahrheiten ihres Glaubens verwirrt und verunsichert werden. Zu diesen Wahrheiten gehšren die Dogmen der TrinitŠtslehre und Christologie (voran die Glaubenswahrheit von der Gottheit Jesu Christi und die Wahrheit von der RealprŠsenz Christi in der Hl. Eucharistie)...
Ja, selbst die gšttliche AutoritŠt der Hl. Schrift wird heute durch Ÿbertriebene Aussonderung sogenannter mythischer Elemente, die man als âEntmythologisierungÔ bezeichnet, in Frage gestellt... Daneben sehen wir wachsend eine Tendenz, die von den psychologischen und soziologischen Gegebenheiten her ein Christentum aufzubauen sucht, das sich von der ununterbrochenen Tradition lossagt, die es mit dem Glauben der Apostel verbindet und ein christliches Leben anpreist, das seines religišsen Inhalts všllig beraubt istÒ.
Seht, das waren doch wahrhaft offene und klare Worte des Papstes als des obersten HŸters des wahren Glaubens! – Und was die Bischšfe von heute betrifft, so kšnnen wir unserem Herrn Erzbischof sehr dankbar sein fŸr gar manche, Ÿberaus deutliche und klare Formulierungen in seinen Festtagspredigten hier im Dom. Man mŸsste nur mit offenen Ohren darauf hšren. Er pflegt nicht mit gro§em Pathos die Glaubenswahrheiten zu verkŸnden, aber dort, wo es um grundlegende Glaubenswahrheiten geht, wie etwa kŸrzlich wieder zu Ostern in der Verteidigung der wahren, wirklichen, leiblichen Auferstehung Jesu Christi, lŠsst er es wahrlich nicht an Deutlichkeit fehlen.
Vielen ist das alles heute beim Papst und beim zustŠndigen Bischof zu wenig in der Verteidigung des wahren Glaubens. Aber Ÿbersehen wir doch nicht, dass heute Papst und Bischšfe auf so vieles und auf so viele RŸcksicht nehmen mŸssen, um offene Spaltung und immer noch stŠrkere Polarisierung in der Kirche zu vermeiden! Das ist wohl der Grund fŸr die Tatsache, die sich nicht bestreiten lŠsst, das seit dem II. Vat. Konzil der Papst und die Bischšfe fast durchwegs sehr vorsichtig taktieren und vielfach eher diplomatisch vorgehen – ob zum Segen der Kirche, muss sich erst in der Zukunft herausstellen!
Auf dem ersten škumenischen Konzil, auf dem von Nicaea, war das ganz anders. Warum wohl? †bersehen wir da gewichtige Unterschiede nicht zwischen den 2500 KonzilsvŠtern des bisher letzten Konzils, des II. Vaticanum, und den 318 KonzilsvŠtern des I. šk. Konzils in Nicaea: Unter den KonzilsvŠtern von Nicaea waren nicht blo§ hervorragende Heilige wie der heilige WundertŠter und Bischof Nikolaus von Myra und der hl. Jakobus von Nisibis, der sogar zwei Tote wieder zum Leben erweckt hatte, es waren darunter auch viele, die noch die blutigste aller Christenverfolgungen im ršmischen Reich, die unter Kaiser Diokletian, erlebt und erlitten hatten; viele von ihnen trugen noch die Narben der Folterung an sich, so Šhnlich etwa wie der nun in den Frieden Gottes heimgegangene Kardinal Mindszenty die Narben der Folterung an Leib und Seele an sich getragen hat, die er in den Kerkern des gottlosen Kommunismus erleiden musste. Man hat diesen ehrwŸrdigen Bekennerbischof als stur und starrkšpfig hingestellt. Wer aber seine ãErinnerungenÒ gelesen und dabei gesehen hat, was dieser tapfere Glaubensheld leiblich und seelisch hat leiden mŸssen, der kann verstehen, dass es fŸr ihn dem gottlosen Kommunismus gegenŸber kein Nachgeben gab.
Seht, so Šhnlich stelle ich mir die KonzilsvŠter von Nicaea vor: Von den 318 Bischšfen haben sich 300 in einer Klarheit und Festigkeit sondergleichen zu eindeutiger Stellungnahme gegen die Irrlehre des Arius bereiterklŠrt. Man kšnnte auch sie fŸr stur und starrkšpfig halten im Gegensatz zu den 18 Bischšfen, die nachgiebig und dem Irrtum gegenŸber tolerant waren, vielleicht weil sie in der Verfolgungszeit nichts mitgemacht hatten. Die 300 rechtglŠubigen Bischšfe aber mšgen sich, nachdem der Priester Arius offen und frei seine falschen Ansichten in der Konzilsaula vorgetragen hatte, gesagt haben: ãWir haben so viel mitgemacht in der Verfolgung unter Kaiser Diokletian. So dŸrfen wir jetzt, wo uns Kaiser Konstantin die Freiheit geschenkt hat, nicht feige werden und opportunistisch nachgeben, wo es um eine klare Stellungnahme gegen die gefŠhrlichste Irrlehre, die Irrlehre dieses Priesters Arius geht, der in Predigten und Schriften und sogar in Chansons (in Volksliedern) seine falschen Ansichten auch ins Volk hineintrŠgt. FŸr uns darf es und kann es hier kein Nachgeben geben! Wir haben doch nicht fŸr einen blo§en Menschen Jesus so viel gelitten, wie auch die Apostel und ihre Nachfolger in den vergangenen Generationen, vor allem auch die vielen Blutzeugen der vergangenen 300 Jahre nicht fŸr einen blo§en Menschen Jesus das Martyrium in grausamen Folterungen durchgemacht und ihr Leben hingeopfert haben!
Entweder ist Jesus Christus ein blo§er Mensch gewesen, der sich selber grš§enwahnsinnig erbŠrmlich getŠuscht hat, als er sich als Sohn Gottes in einem einzigartigen Sinn und als wesensgleich und eins mit Gott Vater ausgab und als solchen von seinen Aposteln bekennen lie§, dann aber haben die Apostel und wir alle einem unwŸrdigen Schwindler und VerfŸhrer unseren Glauben geschenkt und unser Leben geweiht und haben umsonst so viel gelitten, wir und die vergangenen Generationen der Christenheit in den nun zu Ende gegangenen grausamen ršmischen Christenverfolgungen von Kaiser Nero angefangen bis herauf zu Kaiser Diokletian. Oder aber dieser Jesus ist das wirklich, als was er sich selbst ausgegeben hat und was er durch seine Wundertaten und nach seinem Kreuzestod durch seine glorreiche Auferstehung bestŠtigt hat, nŠmlich wesensgleicher Sohn Gottes, eines Wesens mit dem Vater, der in der FŸlle der Zeit aus Maria der Jungfrau die Menschennatur angenommen hat, um uns durch seinen Opfertod am Kreuze zu erlšsen, dann aber kann es fŸr uns kein Nachgeben gegenŸber der Irrlehre des Priesters Arius geben, der in Jesus Christus nur das erste Geschšpf Gottes sehen will, das dann divinisiert worden ist.
So blieben die 300 KonzilsvŠter in Nicaea fest und standhaft, nachdem sie vom Abgesandten des Papstes, dem gelehrten Bischof Ossius von Cordoba in Spanien und vom jungen tapferen und hochgebildeten Diakon Athanasius theologisch gut beraten worden waren.
Sie verurteilten die Irrlehre des Arius und fassten die Wahrheit von der Gottheit Jesu Christi und seiner Wesensgleichheit mit Gott Vater zusammen in SŠtzen, die wie in Granit gemei§elt klingen:
ãWir glauben an den einen Gott, den allmŠchtigen Vater, Schšpfer aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge, und an den einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, als Einziggeborener gezeugt vom Vater, das hei§t aus der Wesenheit de Vaters, Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, wesenseins mit dem Vater, durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist...Ò
An sich war es nichts Neues, was die KonzilsvŠter von Nicaea da bekannten. Es war die alte, in den vier Evangelien und in den Apostelbriefen und in den Schriften der apostolischen VŠter klar bezeugte Wahrheit, zu der sich nicht nur die Apostel und ihre Nachfolger, sondern auch die zahllosen MŠrtyrer und Bekenner der vergangenen blutigen drei Jahrhunderte der ršmischen Christenverfolgungen eindeutig und klar bekannt hatten. Es war die alte Wahrheit, zu der sich alle glŠubigen katholischen Christen, ja auch sogar die reformatorischen und orthodoxen Christen herauf durch die Jahrhunderte immer bekannt haben.
Heute ist das bei manchen modernen, modernistischen Theologen anders geworden; sie sprechen vielleicht noch von ãGott in JesusÒ, aber nicht mehr von der Gottheit Jesu. Diese wagt man da und dort heute schon von den Kanzeln herab offen in Frage zu stellen und zu leugnen.
Und ein hollŠndischer Theologe erklŠrte kŸrzlich in einer Abhandlung, dass ãErlšser, Heiland, Messias, Sohn Gottes nur Ÿberholte Titel des gro§en Menschen Jesus sindÒ und dass die SŠtze im Glaubensbekenntnis vom Sohn Gottes, der in die Welt gesandt wurde und nun zur Rechten Gottes des Vaters sitzt, ãeine primitive GottesvorstellungÒ verraten, ãdie von der Wissenschaft schon lŠngst ŸberholtÒ worden sei, zumal es dabei um ãein weltfremdes System doktrineller WahrheitenÒ gehe. (vgl. J.M. von den Berg SDS, Der gšttliche Heiland, Veltheim 1975, S.8)
Was Papst Pius XII. vor genau 25 Jahren in seiner vielgeschmŠhten Enzyklika ãHumani generisÒ gegen die ãNouvelle TheologieÒ geschrieben hat, trifft heute erst recht bei so manchen Theologen und Exegeten zu: ãWie in den apostolischen Zeiten so fehlt es auch heute nicht an solchen, die allzu sehr das Neue suchen, weil sie fŸrchten, in den Dingen des wissenschaftlichen Fortschritts fŸr unwissend gehalten zu werden und darum sich der Leitung des kirchlichen Lehramtes zu entziehen trachten. So laufen sie Gefahr, sich unmerklich von den geoffenbarten Wahrheiten zu entfernen und auch andere mit sich in den Irrtum hineinzuziehenÒ.
Kehren wir zurŸck zu der klaren Glaubensentscheidung des Konzils von Nicaea Ÿber die Gottheit Jesu Christi. Sie war und ist auch grundlegend – wie ich einleitend schon sagte – fŸr das Mysterium der Menschwerdung des Sohnes Gottes aus Maria der Jungfrau. Denn nur wenn Jesus Christus seiner gšttlichen Natur und Person nach der wesensgleiche, in rein geistiger, ewiger Zeugung aus Gott Vater hervorgegangene eingeborene Sohn Gottes ist, konnte das Konzil von Ephesus 431 mit Recht Maria, aus der der Sohn Gottes die Menschennatur angenommen hat, GottesgebŠrerin nennen.
Und nur wenn Jesus Christus der wesensgleiche Sohn Gottes, des himmlischen Vaters, die zweite gšttliche Person im dreipersšnlichen Gott, ist, kann und muss auch die weitere Wahrheit ernst genommen werden, dass das Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes in jungfrŠulicher EmpfŠngnis und Geburt erfolgt ist und Maria darum mit Recht ãimmerwŠhrende JungfrauÒ genannt wird, da sie die einzige Jungfrau unter allen MŸttern und die einzige Mutter unter allen Jungfrauen ist. HŠtte Maria nur einen blo§en Menschen empfangen und geboren, so wŠre es eine hšchst sinnlose Zumutung, den Glauben an eine solch einzigartige Tatsache zu fordern, dass ein Mensch ohne Zutun eines Mannes im Scho§e einer Frau empfangen wurde. Ist aber Jesus Christus wesensgleicher Sohn Gottes und wahrer Gott wie der Vater und der Hl. Geist im Geheimnis der Hl. Dreifaltigkeit, so ist es gewisserma§en eine notwendige Konsequenz, dass der Sohn Gottes auf keinem anderen Weg als nur jungfrŠulich, ohne menschlichen Vater, in der Jungfrau Maria sein menschliches Dasein begonnen hat und er selbst in der Kraft des Hl. Geistes das Werden seiner menschlichen Natur im jungfrŠulichen Scho§ Mariens bewirkt hat.
In diesem Punkt gab es fŸr die KonzilsvŠter von Nicaea Ÿberhaupt keine Fragen und Probleme. Diese Wahrheit von der jungfrŠulichen EmpfŠngnis Jesu Christi, des Sohnes Gottes, brauchte man damals nicht eigens feierlich definieren. Sie war unbestrittenen in der gesamten damaligen Christenheit. Man Ÿbernahm diese Glaubenswahrheit všllig unbezweifelt aus den allerersten Glaubensbekenntnissen und formulierte sie einmŸtig im nicaenischen Glaubensbekenntnis so, wie es uns in den unsterblichen Melodien unserer gro§en Komponisten Beethoven, Mozart, Bruckner u.a. ehrfurchtgebietend und in die Knie zwingend in den Ohren klingt: ãEt incarnatus est de Spiritu Sancto ex Maria Virgine et homo factus estÒ: Unsertwegen und unseres Heiles wegen ist der Sohn Gottes vom Himmel herniedergestiegen, er hat Fleisch angenommen durch den Hl. Geist aus Maria der Jungfrau und ist Mensch geworden.
Das kirchliche Lehramt ist von allem Anfang an und immer wieder fŸr die immerwŠhrende leibliche JungfrŠulichkeit Mariens eingetreten und hat sich durch auftauchende gegenteilige Ansichten bisher nie davon abbringen lassen. Mit Recht hat Prof. R. Ratzinger in seiner ãEinfŸhrung in das ChristentumÒ geschrieben (S. 225): ãDas seinem Sinn nach všllig eindeutige Bekenntnis zur Geburt Jesu aus der Jungfrau gehšrt von Anfang an zu allen Symbola (Glaubensbekenntnissen) und ist damit Bestandteil des kirchlichen UrdogmasÒ.
Nicht einmal der Irrlehrer Arius hat daran zu rŸtteln gewagt. Auch die Reformatoren Luther, Zwingli, Calvin taten es nicht.
Heute ist es leider auch hier anders geworden. Man wagt es – wie z. B. im HollŠndischen Katechismus – die jungfrŠuliche EmpfŠngnis des Sohnes Gottes in seiner Menschwerdung symbolisch und bildlich zu deuten, als ob damit nur gesagt wŸrde, dass Jesus Christus eine besondere Bedeutung und Heiligkeit zukomme und dass mit seinem Kommen ein neuer heilsgeschichtlicher Anfang gesetzt worden sei. Andere wagen heute die jungfrŠuliche EmpfŠngnis und Geburt Jesu als Sage oder als Kultlegende hinzustellen, hinter der kein wirkliches historisches Ereignis stehe. Und immer noch wagt man dabei da und dort zur ErklŠrung der Aussage im apostolischen und im nicaenischen Glaubensbekenntnis ãempfangen vom Hl. Geist, geboren aus Maria der JungfrauÒ verschiedene Gšttersagen aus der Religionsgeschichte heranzuziehen, in denen Gštter mit Menschentšchtern eine Ehe eingingen und Kinder zeugten.
Man Ÿbersieht dabei, dass es zu dem, was uns die Evangelisten MatthŠus und Lukas Ÿber die jungfrŠuliche EmpfŠngnis des Sohnes Gottes berichten gar keine echten religionsgeschichtlichen Parallelen gibt, weil hier bei der Menschwerdung des Sohnes Gottes, in keiner Weise gesagt wird, dass Gott die Stelle eines zeugenden Vaters eingenommen habe.
Nein, die jungfrŠuliche EmpfŠngnis des Gottmenschen Jesus Christus ist keine Gšttersage, ist auch keine Kultlegende, ist auch nicht nur ein Bild, ein Symbol, ein Ausdrucksmittel, um die Bedeutsamkeit Jesu Christi zur Darstellung zu bringen. Es ging dabei viel mehr um ein wirkliches heilsgeschichtliches Ereignis, das sich tatsŠchlich zugetragen hat, genauso wie der SŸhnetod Jesu am Kreuz und seine wahre, wirkliche Auferstehung. Wir mŸssen dem allmŠchtigen Gott diese freilich nur im Glauben fassbaren Heilstaten unsertwegen und unseres Heiles wegen zutrauen, sonst geben wir nicht nur den Glauben an Jesus Christus, sondern auch den Glauben an Gott auf! ãGlaubt an Gott und glaubt an mich!Ò So hat der Herr in seinen abschiedsreden zu seinen JŸngern gesagt. Die KonzilsvŠter von Nicaea haben sich daran gehalten. Tun auch wir es!
Sie aber, die jungfrŠuliche Mutter unseres Herrn und Gottes Jesus Christus, die ob ihres Glaubens seliggepriesen worden ist, mšge uns durch ihre FŸrsprache helfen, dass unser Glaube nicht wanke und schwanke in dieser verworrenen Zeit. Wir bekennen uns glŠubig mit den KonzilsvŠtern von Nicaea zum wesensgleichen Sohn Gottes, der durch den Hl. Geist aus Maria der Jungfrau Fleisch angenommen hat und Mensch geworden ist. Und was damals, um das Jahr 325, in der Stadt Alexandrien, wo Arius seine Irrlehre verbreitet hat, die glŠubigen Christen erstmalig zu Maria gebetet haben, das wollen auch wir in dieser Zeit der Glaubenskrise und des Glaubensabfalls zu ihr beten: ãUnter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, heilige GottesgebŠrerin, verschmŠhe nicht unser Gebet in unseren Nšten, sondern erlšse uns jederzeit aus allen gefahren, o du glorwŸrdige und gebenedeite Jungfrau...Ò
Sie, die ãSiegerin in allen schlachten GottesÒ, mšge uns in dieser Zeit der Glaubensverwirrung und des Glaubensabfalls beistehen und helfen, dass wir den wahren Glauben bewahren und weitergeben an die kommenden Generationen, den wahren Glauben, wie er auf dem Konzil von Nicaea grundgelegt worden ist. Nicaea – griechisch ãNikaiaÒ, zu Deutsch die Siegreiche, als Stadt ist sie untergegangen. Nur noch Ruinen zeugen von ihrer einstigen Grš§e und Schšnheit; aber das, was dort definiert worden ist, muss siegreich bleiben. Es muss und wird stimmen, was uns in 1 Joh 4,5 niedergeschrieben worden ist. Dort klingt das Wort Nicaea-Nikaia-die Siegreiche gro§artig an, wenn von der ãnikŽsasa pistisÒ die Rede ist: ãhaute estin he nike, he nikŽsasa ton k—smon, he pistis hemonÒ: Das ist der Sieg, der die Welt Ÿberwindet, unser Glaube an Jesus Christus, den wesensgleichen, ewig gezeugten Sohn des himmlischen Vaters und der jungfrŠulichen Mutter Maria. Amen